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Nebenkostenabrechnung und Mietkaution: Wann der Vermieter die Kaution für Nachzahlungen verwenden darf (und wann nicht)

Na, wieder mal die Nebenkostenabrechnung im Briefkasten gehabt und jetzt schwitzt du Blut und Wasser? Keine Panik, das kennen wir alle! Besonders nervig wird's, wenn dann auch noch die Mietkaution ins...

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6 Min. Lesezeit
Nebenkostenabrechnung und Mietkaution: Wann der Vermieter die Kaution für Nachzahlungen verwenden darf (und wann nicht)

Na, wieder mal die Nebenkostenabrechnung im Briefkasten gehabt und jetzt schwitzt du Blut und Wasser? Keine Panik, das kennen wir alle! Besonders nervig wird's, wenn dann auch noch die Mietkaution ins Spiel kommt. Darf der Vermieter da einfach zugreifen, wenn's dicke Nachzahlungen gibt? Lass uns das mal genauer unter die Lupe nehmen.

Was ist eigentlich die Mietkaution und wofür ist sie da?

Die Mietkaution ist, vereinfacht gesagt, eine Sicherheit, die du deinem Vermieter gibst. du soll ihn vor Schäden an der Wohnung oder eben vor offenen Forderungen wie nicht gezahlter Miete oder eben Nachzahlungen aus der Nebenkostenabrechnung schützen. Stell sie dir vor wie einen Notgroschen, auf den der Vermieter im Notfall zurückgreifen kann. Aber eben nur im Notfall – und nicht einfach so!

Wann darf der Vermieter die Kaution für Nebenkosten-Nachzahlungen nutzen?

Ganz wichtig: Der Vermieter darf deine Kaution nicht einfach so für irgendwelche Nebenkosten-Nachzahlungen verwenden! Er darf sie erst dann dafür einsetzen, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Die Nebenkostenabrechnung muss korrekt sein: Klingt logisch, oder? Aber es ist entscheidend, dass die Abrechnung formell richtig ist und alle Positionen nachvollziehbar aufgeschlüsselt sind. Du hast das Recht, die Abrechnung zu prüfen und Belege einzusehen. Stell also sicher, dass alles Hand und Fuß hat.
  • Du musst die Nachzahlung akzeptiert haben oder sie muss gerichtlich festgestellt sein: Das bedeutet, entweder du stimmst der Nachzahlung zu (weil du sie zum Beispiel für korrekt hältst) oder ein Gericht hat entschieden, dass du die Nachzahlung leisten musst.
  • Der Vermieter muss die Nachzahlung von dir gefordert haben: Er muss dich also ausdrücklich zur Zahlung auffordern. Eine bloße Abrechnung reicht nicht aus.
  • Die Forderung muss fällig sein: In der Regel ist die Nachzahlung einen Monat nach Erhalt der Nebenkostenabrechnung fällig.
  • Der Vermieter muss dir eine angemessene Frist zur Zahlung gesetzt haben: Bevor er an deine Kaution geht, muss er dir die Chance geben, die Nachzahlung selbst zu begleichen. Eine kurze Frist von wenigen Tagen ist in der Regel nicht angemessen.
Merke: Der Vermieter muss dir immer eine Chance geben, die Nachzahlung selbst zu bezahlen, bevor er deine Kaution angreift.

Wann darf der Vermieter die Kaution nicht für Nebenkosten verwenden?

Es gibt einige Situationen, in denen der Vermieter deine Kaution nicht für Nebenkosten-Nachzahlungen verwenden darf:

  • Wenn die Nebenkostenabrechnung fehlerhaft ist: Enthält die Abrechnung Fehler (z.B. falsche Berechnungsgrundlagen, nicht umlagefähige Kosten), ist sie ungültig und du musst die Nachzahlung nicht leisten. Der Vermieter darf dann auch nicht an deine Kaution gehen.
  • Wenn du Widerspruch gegen die Nebenkostenabrechnung eingelegt hast: Solange dein Widerspruch berechtigt ist und noch nicht abschließend geklärt wurde, darf der Vermieter die Kaution nicht verwenden.
  • Wenn die Forderung verjährt ist: Nebenkostenforderungen verjähren in der Regel nach drei Jahren. Ist die Forderung verjährt, musst du sie nicht mehr begleichen und der Vermieter kann auch nicht auf deine Kaution zugreifen.
  • Wenn der Vermieter die Kaution für andere Zwecke verwendet hat: Die Kaution ist zweckgebunden! Er darf sie nicht einfach für andere Reparaturen oder Ähnliches verwenden.

Was passiert, wenn der Vermieter unberechtigt auf die Kaution zugreift?

Wenn dein Vermieter unberechtigt auf deine Kaution zugreift, solltest du dich wehren! Hier sind ein paar Schritte, die du unternehmen kannst:

  1. 1.Schreibe dem Vermieter einen eingeschriebenen Brief: Fordere ihn auf, den unrechtmäßig entnommenen Betrag unverzüglich zurückzuzahlen. Setze ihm dafür eine klare Frist.
  2. 2.Begründe deinen Anspruch: Erkläre im Brief, warum du der Meinung bist, dass der Zugriff auf die Kaution unberechtigt war (z.B. wegen einer fehlerhaften Nebenkostenabrechnung).
  3. 3.Hol dir rechtlichen Rat: Sprich mit einem Anwalt für Mietrecht oder einer Mieterberatung. du können dir helfen, deine Rechte durchzusetzen.
  4. 4.Klage einreichen: Wenn der Vermieter sich weigert, den Betrag zurückzuzahlen, kannst du Klage vor dem zuständigen Amtsgericht erheben.

Die Sache mit der "angemessenen Frist" – ein heikles Thema

Was genau ist eine "angemessene Frist" zur Begleichung der Nebenkostennachzahlung? Das ist oft Streitpunkt. Hier gibt es keine festen Regeln, aber generell gilt: Je höher die Nachzahlung, desto länger sollte die Frist sein. Ein paar Tage sind definitiv zu kurz, zwei bis drei Wochen sind oft angemessen. Im Zweifel solltest du dich auch hier rechtlich beraten lassen.

Was passiert mit der Kaution nach Auszug?

Nach deinem Auszug hat der Vermieter eine angemessene Frist, um die Kaution abzurechnen und dir den Restbetrag zurückzuzahlen. Diese Frist ist abhängig von den Umständen des Einzelfalls, beträgt aber in der Regel drei bis sechs Monate. In dieser Zeit kann der Vermieter noch offene Forderungen (z.B. aus der letzten Nebenkostenabrechnung) mit der Kaution verrechnen.

BGH-Urteil: Der BGH hat entschieden (BGH, Urteil vom 18.01.2006 – VIII ZR 71/05), dass der Vermieter einen Teil der Kaution auch für erwartete Nebenkosten-Nachforderungen einbehalten darf, wenn mit einer solchen Nachforderung zu rechnen ist. Allerdings muss dieser Einbehalt verhältnismäßig sein und darf nicht die gesamte Kaution umfassen.

Praktische Tipps für dich:

  • Prüfe jede Nebenkostenabrechnung sorgfältig: Nimm dir die Zeit, die Abrechnung genau zu prüfen. Vergleiche sie mit den Vorjahresabrechnungen und hinterfrage Unklarheiten.
  • Fordere Belege an: Du hast das Recht, alle Belege zur Nebenkostenabrechnung einzusehen. Nutze dieses Recht!
  • Lege Widerspruch ein, wenn du Fehler entdeckst: Wenn du Fehler in der Abrechnung findest, lege innerhalb der Widerspruchsfrist (in der Regel zwölf Monate nach Erhalt der Abrechnung) Widerspruch ein.
  • Dokumentiere alles: Bewahre alle Nebenkostenabrechnungen, Belege und Korrespondenz mit dem Vermieter sorgfältig auf. Das kann im Streitfall sehr hilfreich sein.
  • Kenne deine Rechte: Informiere dich über deine Rechte als Mieter. Es gibt viele hilfreiche Broschüren und Webseiten zum Thema Mietrecht.

Fazit

Die Mietkaution ist ein wichtiges Thema, das viele Mieter beschäftigt. Es ist gut zu wissen, wann der Vermieter die Kaution für Nebenkosten-Nachzahlungen verwenden darf und wann nicht. Wichtig ist: Der Vermieter darf nicht willkürlich auf deine Kaution zugreifen. Er muss sich an bestimmte Regeln halten. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Vermieter unrechtmäßig handelt, scheue dich nicht, dich zu wehren und dir rechtlichen Rat zu holen. So schützt du deine Rechte und dein Geld! Und denk dran: Eine sorgfältige Prüfung der Nebenkostenabrechnung ist das A und O, um böse Überraschungen zu vermeiden. Viel Erfolg!

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