Nebenkostenabrechnung bei Wohngemeinschaften (WG): So vermeidest du Streit und zahlst fair!
Die Nebenkostenabrechnung – jedes Jahr das gleiche Spiel! Gerade in einer Wohngemeinschaft (WG) kann das Thema schnell zu Zoff führen. Wer hat wie viel verbraucht? Ist die Abrechnung überhaupt korrekt? Damit du dich nicht unnötig ärgerst und ihr fair miteinander umgeht, habe ich hier ein paar Tipps und Tricks für dich zusammengestellt.
Was sind eigentlich Nebenkosten und wie werden sie verteilt?
Zunächst einmal: Was gehört überhaupt zu den Nebenkosten, die auf euch Mieter umgelegt werden dürfen? Das Gesetz (die Betriebskostenverordnung – BetrKV) listet genau auf, welche Kosten umlagefähig sind. Dazu gehören beispielsweise:
- •Heizkosten: Kosten für Heizung und Warmwasser.
- •Wasserkosten: Kosten für Frischwasser und Abwasser.
- •Müllabfuhr: Kosten für die Müllentsorgung.
- •Gebäudereinigung: Kosten für die Reinigung des Treppenhauses und anderer Gemeinschaftsflächen.
- •Gartenpflege: Kosten für die Pflege des Gartens (falls vorhanden).
- •Versicherungen: Gebäudeversicherung, Haftpflichtversicherung etc.
- •Grundsteuer: Eine Steuer, die auf das Grundstück erhoben wird.
- •Fläche: Die Kosten werden anteilig nach der Wohnfläche der einzelnen Zimmer verteilt. Das ist der häufigste Fall.
- •Personen: Die Kosten werden gleichmäßig auf alle Bewohner verteilt. Das ist oft sinnvoll bei Kosten, die nicht vom individuellen Verbrauch abhängen (z.B. Müllabfuhr, wenn keine individuellen Mülltonnen vorhanden sind).
- •Verbrauch: Die Kosten werden anhand des tatsächlichen Verbrauchs ermittelt (z.B. Heizkosten, Wasserkosten), wenn Zähler vorhanden sind.
- •Individuelle Vereinbarung: Im Mietvertrag kann auch eine andere Vereinbarung getroffen werden.
Heizkosten in der WG: Ein besonderes Thema
Die Heizkosten sind oft ein Streitpunkt in WGs, da das Heizverhalten sehr unterschiedlich sein kann. Das Gesetz (die Heizkostenverordnung – HeizkostenV) schreibt vor, dass ein Teil der Heizkosten verbrauchsabhängig abgerechnet werden muss (mindestens 50%, höchstens 70%). Das bedeutet, dass Heizkörperverteiler an den Heizkörpern angebracht sein müssen, die euren individuellen Verbrauch messen.
Was aber, wenn jemand immer das Fenster offen hat oder ständig auf voller Stufe heizt? Hier hilft nur Kommunikation. Sprecht miteinander und versucht, einen gemeinsamen Weg zu finden, um Energie zu sparen und die Heizkosten im Rahmen zu halten.
Fehler in der Nebenkostenabrechnung erkennen
Die Nebenkostenabrechnung ist oft kompliziert und voller Fachbegriffe. Aber keine Panik, du kannst sie trotzdem prüfen! Achte auf folgende Punkte:
- •Formelle Richtigkeit: Sind alle Angaben korrekt (Adresse, Abrechnungszeitraum etc.)?
- •Umlagefähigkeit: Sind alle Kostenpositionen überhaupt umlagefähig? (Prüfe anhand der BetrKV)
- •Verteilerschlüssel: Wurde der richtige Verteilerschlüssel angewendet?
- •Rechenfehler: Sind die Berechnungen korrekt?
- •Belege: Lass dir die Belege zeigen, um die Kosten nachzuvollziehen. Du hast ein Recht darauf!
Was tun, wenn die Nebenkostenabrechnung falsch ist?
Wenn du Fehler in der Nebenkostenabrechnung entdeckst, solltest du dem Vermieter schriftlich widersprechen. Das muss innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen (in der Regel 12 Monate nach Erhalt der Abrechnung). Fordere eine Korrektur der Abrechnung und bitte um Einsicht in die Belege.
Praxisbeispiel mit konkreten Zahlen
Stell dir vor, ihr wohnt in einer 70 qm großen Wohnung zu dritt. Eure monatliche Kaltmiete beträgt 700 Euro, die Nebenkostenvorauszahlung liegt bei 200 Euro pro Monat (also 600 Euro insgesamt).
Am Ende des Jahres erhaltet ihr folgende Nebenkostenabrechnung:
| Kostenposition | Gesamt (EUR) | Verteilerschlüssel | Anteil je qm (EUR) | Dein Anteil (EUR) |
|---|---|---|---|---|
| Heizung | 1000 | Verbrauch | - | 350 |
| Warmwasser | 300 | Verbrauch | - | 100 |
| Kaltwasser | 200 | Personen | - | 66,67 |
| Müllabfuhr | 150 | Personen | - | 50 |
| Gebäudereinigung | 250 | Fläche | 3,57 | 83,33 |
| Gartenpflege | 100 | Fläche | 1,43 | 33,33 |
| Gebäudeversicherung | 180 | Fläche | 2,57 | 60 |
| Gesamtkosten | 2180 | 743,33 |
Angenommen, du stellst fest, dass der Verbrauch für Heizung und Warmwasser deutlich höher ist als im Vorjahr, obwohl du dein Heizverhalten nicht geändert hast. Dann solltest du die Belege prüfen und gegebenenfalls den Vermieter kontaktieren.
Tipps für eine stressfreie Nebenkostenabrechnung in der WG
- •Transparenz: Sprecht offen über eure Heizgewohnheiten und den Wasserverbrauch.
- •Protokollieren: Führt ein Protokoll über den Zählerstand von Heizung, Warmwasser und Kaltwasser.
- •Sparsamkeit: Achtet gemeinsam darauf, Energie und Wasser zu sparen.
- •Ordnung: Sammelt alle wichtigen Dokumente (Mietvertrag, Nebenkostenabrechnungen) an einem Ort.
- •Kommunikation: Sprecht Probleme offen an und sucht gemeinsam nach Lösungen.
- •Mietvertrag prüfen: Lest euren Mietvertrag genau durch. Welche Nebenkosten sind vereinbart und wie werden sie verteilt?
Checkliste für deine Nebenkostenabrechnung
- •[ ] Ist die Abrechnung formell korrekt?
- •[ ] Sind alle Kostenpositionen umlagefähig?
- •[ ] Wurde der richtige Verteilerschlüssel angewendet?
- •[ ] Sind die Berechnungen korrekt?
- •[ ] Habe ich die Belege geprüft?
- •[ ] Habe ich Fragen oder Unklarheiten?
- •[ ] Muss ich der Abrechnung widersprechen?
Fazit
Die Nebenkostenabrechnung in einer WG muss kein Streitpunkt sein. Mit Transparenz, Kommunikation und ein wenig Know-how kannst du sicherstellen, dass alles fair abläuft und ihr unnötigen Ärger vermeidet. Viel Erfolg bei der Prüfung deiner nächsten Abrechnung!
